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Mediana: Was braucht ein öffentlich-rechtlicher Algorithmus?

By Barbara Wimmer on 6. Juni 2018 1 Comment

Auf der #Mediana18, eine Konferenz, die sich mit dem demokratischem Auftrag von Medien beschäftigt hat, habe ich im Mai mit Mustafa Isik (Bayrischer Rundfunk) und Jan-Hendrik Passoth (Digital Media Lab @ MCTS, Technische Universität München) in einem Panel über Algorithmen diskutiert, und wie diese aussehen könnten, wenn sie in öffentlich-rechtlicher Hand sind.

Hier gibt es die Diskussion auf DorfTV nachzusehen:
//www.dorftv.at/embed/29285

Warum ist das wichtig?
Das Thema mag zuerst einmal etwas abstrakt klingen. Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, werden uns viele Entscheidungen heutzutage von Algorithmen abgenommen – und zwar nicht nur, wenn man Social-Media-Dienste nutzt. Auch die Medienlandschaft verändert sich. Traditionelle Leitmedien wie TV verlieren an Bedeutung, Algorithmen und kommerzielle Interessen haben immer mehr Einfluss auf Meinungsbildungsprozesse. Gleichzeitig wird der öffentlich-rechtliche Sektor aktuell europaweit in Frage gestellt.

Es gibt viel zu entscheiden
In dem Panel ging es einerseits darum, mal aufzuzeigen, dass der Wandel nicht „in der Zukunft“ spielt, sondern bereits stattgefunden hat, und gleichzeitig – ganz „visionär“ – bereits Modelle für öffentlich-rechtliche Algorithmen zu entwickeln und worauf da geachtet werden muss. Die reine Offenlegung von Algorithmen, damit Transparenz herrscht, bringt etwa den Nutzern von Medienangeboten wenig. Diesen müssen vielmehr nachvollziehen können, wie der Algorithmus zu der Entscheidung gekommen ist, ihnen jetzt genau *diesen* oder *diesen* Inhalt vorzusetzen. Erprobt wird derzeit auch, ob es bei politischen Inhalten Sinn macht, Menschen auch etwas gezielt vorzusetzen, was nicht ihrer „Filterblase“ entspricht.

Es war eine sehr spannende Diskussion und ich würde mir wirklich wünschen, dass der Diskurs auch in Österreich zu diesem Thema fortgesetzt wird und sich hier verantwortliche Entscheidungsträgerinnen und -träger den Input von Deutschland schnappen.

Medienenquete ohne Visionen
Bei der Medienenquete, die diese Woche in Wien stattfindet, fehlt mir dieser visionäre Blick in eine öffentlich-rechtliche Zukunft, bei der auch Algorithmen eine große Rolle spielen werden, leider komplett. Und das, wo schon jetzt viele Menschen angeben, die redaktionelle Kuratierung der Inhalte durch Algorithmen gegenüber der von Menschen bevorzugen (Quelle: Reuters Digital News Report).

Die von mir präsentierten Zahlen habe ich aus folgenden zwei Studien:

Und natürlich ist die gesamte Mediana eine große, inhaltliche Bereicherung gewesen. Ihr solltet daher bei Interesse auch die restlichen Beiträge auf DorfTV nachsehen.

  1. […] bekannt, weil das jeder bei uns in der Redaktion permanent “mitdenken” muss. Auf der Mediana vergangenes Jahr habe ich Zahlen zum digitalen Wandel präsentiert und darüber gesprochen, dass junge Menschen News ganz anders konsumieren – und […]

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